Lässt Rankweil kein Kind zurück ?
Eltern fühlen sich im Stich gelassen

Weil ihnen in der Gemeinde niemand zugehört hat, mussten die Eltern vom Flözerweg mit öffentlichen Aktionen auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Mitglieder der Elterninitiative forderten eine bessere Busverbindung für ihre Kinder und überreichten im Oktober 2016 eine Petition. Nachdem diese abgewiesen wurde, versammelten sie sich Anfang Dezember zu einer weiteren Kundgebung, ebenfalls ohne Erfolg.

Seit 2014 setzen sich Cemile Sarar und zahlreiche weitere Mütter von der Flözerwegsiedlung für eine alternative Lösung der unbefriedigenden Schulweg-Situation ein. Das Engagement der Frauen wurde bislang nicht belohnt.

Der mutige Schritt der Frauen, für ihr Anliegen öffentlich einzutreten, stieß nicht wie man erwarten würde, auf Anerkennung, sondern auf einen gereizten und abweisenden Ton in der Gemeindestube.

Integration ist keine Einbahnstraße. Wer Parallelgesellschaften verhindern will, muss für Zugewanderte die Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben attraktiv machen. In diesem Fall ist das Gegenteil geschehen. Kränkungen und das Gefühl, Bürger zweiter Klasse zu sein, blieben zurück.  Niemand im Gemeindevorstand hat hier eine rühmliche Rolle eingenommen. Integration heißt aufnehmen, nicht ausschließen. Einmal pro Jahr ein „Fest der Kulturen“ zu veranstalten ist noch keine Integrationsarbeit. Das hat höchstens kosmetische Bedeutung. Wir wünschen uns eine Gemeinde, in der alle friedlich zusammenleben können und alle gleich viel gelten. Und wer hier lebt, hat auch ein Anrecht darauf, sein Lebensumfeld mitzugestalten.

Darf man hoffen, dass die Verantwortlichen aus diesem Fall doch noch etwas lernen? Vielleicht sind sie doch noch bereit, mit den Schülermüttern zu sprechen, denn die Angelegenheit harrt immer noch einer befriedigenden Lösung.


Hintergrund
2014 wurden die Busfahrzeiten geändert. Der Bus fährt jetzt so früh, dass die Volksschüler 20 Minuten zu früh bei der Schule ankommen. Die Kinder sind bis zum Unterrichtsbeginn im Freien und ohne Aufsicht.
Wer übernimmt die Haftung, sollte einem Kind während dieser langen unbeaufsichtigten Wartezeit auf dem Schulhof etwas zustoßen? Die Gemeinde oder die Eltern? Diese wichtige Rechtsfrage interessierte während der vergangenen Jahre niemanden von der Gemeinde. Erst seit neuerdings die Bundesregierung mehr Mittel für ganztägige Betreuung bereitstellte, wurde man seitens der Gemeinde aktiv. Man will sich nun um eine Lösung der Aufsichtsfrage bemühen.

Alternativ müssten die Kinder einen Schulweg von 1,8 Kilometer zurücklegen. Über die Zumutbarkeit kann man durchaus diskutieren. Aber es muss den Kindern ein sicherer Schulweg garantiert werden. Bisher ist nichts geschehen. Den versprochenen Lotsendienst gibt es bis heute nicht.